Denk- und Wahrnehmungsstile
Tanke- och perceptionsstilar

Erleben und malen / Uppleva och måla

Dalslands Studio

Denkstile / Tankestilar | Seminar Malen / Seminarium Måla


Objekt, Struktur und Wörter / Objekt, struktur och ord

Hajo 2021 Zeichnung 1

Ich habe nicht viele Bilder gemalt, die eine gegenständliche Anmutung haben. Und wenn, dann erreichen sie nicht so richtig eine Gegenständlichkeit, wie sie einem Objekt eigen ist. Sie sind eher flach, sehen durch die Oberflächen hindurch und zeigen damit ein Innen, was eigentlich verborgen ist, wie hier in der Umsetzung einer Überlagerung eines Portraits Goethes mit seinem Totenschädel mit einem Filzstift oder in dem mit Kohle gezeichneten Selbstportrait (oben: einmal etwas härter konturiert vor dem Verwischen mit einem Finger und einmal weicher danach).

Auch reine Strukturbilder wie dieses habe ich nicht viele gemalt. Nichtsdestotrotz faszinieren sie mich sehr; ich könnte sie stundenlang betrachten. Spannend auch die Dynamik, die auftaucht, wenn das Bild mit sich selbst überlagert wird. Eine Zeichnung mit Pinsel und Tusche.

Struktur

Für meine Bewerbung auf einen Studienplatz in Kunst 1990 malte ich auch Bilder mit Text wie das mit einem Zitat von Arno Schmidt. Am besten gefallen mir aber solche wie unten. Ausgehend von einer Struktur ist in ihnen auch etwas gegenständliches und manchmal sogar Schrift zu sehen.

Arno Schmidt

Struktur: Sehen und Hören / Struktur: Seende och Hörsel

Entsprechend ihrer unterschiedlichen Denkstile und Wahrnehmungsweisen unterscheidet sich die Kunst autistischer Kunstschaffender sehr voneinander. Beeindruckend sind hier sicher diejenigen, die fotorealistische Zeichnungen oder Gemälde anfertigen können, wie Casey Vormer („Remrov“), der den Koala gezeichnet hat.

Die Zeichnung lässt deutlich einen dreidimensionalen Raum erkennen, mit Gegenständen, die eine definierte Oberfläche, eine „Textur“, haben. Es zeigt ohne Zweifel ein Objekt.

Diese Zeichnung von Matti Wustmann, der aus einer Einrichtung für behinderte Menschen heraus eine bemerkenswerte Entwicklung als Künstler durchlaufen hat, hat dagegen keine Oberfläche. Man sieht direkt in die Figur hinein, in ihr „Innenleben“. Das zeigt sich allerdings als klar konturiert, wobei die Oberflächen mit Hilfe von Linien dargestellt werden. Die Figur lässt sich auch nur schwer als dreidimensional vorstellen; sie ist flach, so wie sie das Auge sieht, bevor die visuelle Wahrnehmungsverarbeitung aus den visuellen Reizen ein räumliches Bild erschafft.

Auch diese Tuschzeichnung von mir rückt wie die von Matti die Struktur der gezeichneten oder gemalten Figur in den Vordergrund. Hier fehlen aber die klaren Konturen. Während Mattis Zeichnungen einem vom Sehen geprägten Denkstil zeugt, lässt ich an dem Bild erkennen, dass meiner eher vom Hören geprägt ist.

Sehen: Objektdrei Dimensionen (Perspektive)
definierte Oberfläche (Textur)
Sehen: Raum / Strukturzweidimensionale Zeichenebene
keine klar erkennbare Oberfläche
dennoch scharfe Konturen
Hören: Struktur / Klangzweidimensionale Zeichenebene
keine klar erkennbare Oberfläche
keine Konturen, fließende Übergänge

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Unterschiedliche Techniken / Olika tekniker

Die unterschiedlichen Aspekte werden von den verschiedenen Maltechniken und -werkzeugen unterschiedlich unterstützt:

In Tusche und Aquarell lassen sich gut fließende Übergänge umsetzen, da hier das Medium Wasser im Vordergrund steht.

Ein Tuschestift eignet sich dagegen gut für feine Konturen.

Acylfarben überdecken den Hintergrund, den Dispersionsfarben noch etwas durchscheinen lassen.

Wachsmalfarben überdecken ebenfalls den Hintergrund, lassen aber Techniken zu, mit denen der Hintergrund in einem Spiel von Transparenz und Farbenmischung durch die Oberfläche scheint.

Kreide kann auf das Papier gerieben und mit den Fingern weiterverarbeitet werden; auf diese Weise entstehen wie mit Aquarellfarben fließende Konturen, obwohl beim Malen kein Wasser verwendet wird.

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