Hajo Seng: Kunst
Deiner zarten Haut Gesicht Poesie des Übergangs Vergehen - Entstehen
1984 habe ich mich mit Totentanzmalereien der Renaissance beschäftigt und war fasziniert, ja magisch angezogen von der in ihnen dargestellten Einheit von Erotik und Tod. Diese Thematik sollte mich nicht mehr loslassen. Diese Begegnung mit den Totentänzen markiert zunächst den Beginn eines systematischen künstlerischen Arbeitens und Erarbeitens, und sie findet sich auch später im Zentrum meiner philosophischen Auseinandersetzungen wieder. Körper, sei es als Akte oder Porträts, sind daher von Anfang an Thema meiner Malerei gewesen. Insbesondere die Frage nach dem, was hinter dem Körperlichen der Körper steckt, was in der Metaphysik "Geist", "Seele", oder - in der Freudschen Empirie - "Psyche" heißt. Der "Gegenstand" meiner Malerei, der immer ich selbst bin, ließe sich auch als das beschreiben, was bleibt, wenn dem Körper alles körperliche genommen ist.
Etwa 1990 begann ich, mich fast ausschließlich der Tuschemalerei zu widmen. Dies kulminierte in Bilderserien, die ich im Herbst 1995 unter dem Titel "Deiner zarten Haut Gesicht" ausgestellt hatte. Diese Ausstellung wurde von einer Mal- und Körperperformance begleitet, die ich zusammen mit dem Performancekünstler Kurt Knäpper durchführte. Ebenfalls zusammen mit Kurt Knäpper und weiteren Künstlerinnen und Künstlern führte ich im Dezember 1999 einen Filmmonat mit dem Titel "Poesie des Übergangs" zum Thema Sterben und Tod durch. 2007, im November, begann ich in der Berliner Theaterkapelle zusammen mit Kurt Knäpper und weiteren Künstlerinnen eine Reihe "Vergehen - Entstehen", wie 1995 mit Ausstellung und Mal- und Köperperformance. Nach einer Nachbearbeitung im Jahr 2008 wurde diese Reihe Ostern 2009 von Kurt Knäpper und mir in der "Zone" in Hamburg beendet.